Die Sprechblasen-Affäre!

Die vollständigen Enthüllungen eines Skandals:

 

Die Geburtsstunden einer Buchreihe:

 

Angefangen hatte alles, als der Autor unserer mittlerweile bekannten Buchreihe
im Herbst 2014, nach vier vergeblichen Anläufen endlich einen Verleger gefunden
hatte, der sich im Buchwesen vorwiegend mit Kleinauflagen beschäftigte.
Das war der Heider Verlag in Bergisch Gladbach.

 

Seinen ersten Anlauf starte er allerdings bei „Edition Comics etc“ also bei  Hartmut Becker, den er noch aus seiner Jugend kannte.
Becker empfand das heutige Erfolgsprojekt als viel zu großformatig, da die Bücher nicht in handelsübliche Regal- und Einbauschränke passen würden und lehnte ab.
Für Carlson-Comics traf das Projekt nicht die heutige Zielgruppe.
Battenberg, auf  Bücher für Sammler spezialisiert, holte Rat bei Becker wegen der Rechte ein, der fand aber das Format nach wie vor zu groß und Battenberg dann auch.
Zuletzt fiel dann dem Autor noch der Herausgeber des Comic-Preiskataloges in Wien ein. Der hatte aber „keine Zeit“ für interessante und vielversprechende Projekte und lehnte ab. 


Früher, in Köln, gab´s für diesen Vorwand im Geschäftsleben immer eine einfache Faustregel: „Keine Zeit“ hieß im Klartext immer „Kein Geld“. Ob das in diesem Fall auch so war, weiß man nicht - bleibt aber zu vermuten. Jedenfalls war es die vierte Absage, diesmal nur anders formuliert.

 

Bei seinen Anlauf Nummer 5 stieß der Autor im Impressum einiger seiner Bücher über die Filmplakate-Maler und Illustratoren „Klaus Dill“ und „Ertugrul“ auf den Hans-Martin Heider-Verlag in Bergisch Gladbach.

 

Der hatte sich wegen nur geringer Nachfrage an seinen Special-Intrest-Bildbänden verstärkt auf Kleinauflagen konzentriert. Unser Autor traf sich mit Heider, der aber zugab, von Lehnings alten Zeiten nicht sonderlich viel Ahnung zu haben.
Außerdem zeigte er wenig Risikobereitschaft aus Ängstlichkeit vor roten Zahlen. So beschloss man also gemeinsam, vor Beginn der Zusammenarbeit, eine sogen. kleine Marktanalyse über die geplante Buchreihe bei einer der Haupt-Zielgruppen, den Wäscher- und Lehning-Fans, durchzuführen, um deren spontane Meinung einzuholen. Das war durchaus machbar, da der Autor bereits zwei Probeexemplare der Buchreihe digital gedruckt und professionell hatte binden lassen. Auserkoren für diese Meinungsumfrage wurde am 12. November 2014 die Elite des Hansrudi Wäscher-Fanclubs.

 

Unterdessen fand aber bereits eine Woche zuvor die Comic-Messe in Köln statt, an der auch Heider teilnahm, um seine Lagerbestände von „Ertugrul“ und „Dill“ an den Mann zu bringen. Und so kam es, wie es kommen musste: Heider traf dort Becker, sprach mit dem über das Projekt - der fand das Format zu groß, und anschließend Heider natürlich auch.   Der sagte unmittelbar darauf hin ab, und ward seit dem nicht mehr gesehen.  

 

Unterdessen hatte der Autor aber bereits Kontakt zu dem 1. Vorsitzenden des Hansrudi Wäscher-Fanclubs, Sepp Schrottner, aufgenommen und ihm von seinem Buchprojekt erzählt. Der fand die Grundidee interessant und erklärte sich bereit, die beiden Musterexemplare im kleinen Kreis durch auserwählte Experten lesen und beurteilen zu lassen. Nach Erhalt der Bücher fiel Schrottner fast aus allen Wolken und war hellauf begeistert. Er fand am Telefon kaum Worte für seine Euphorie!

 

Er wählte für die kleine Marktforschung seine fähigsten Köpfe und fast die gesamte Elite des HRW-Fanclubs aus.
Darunter Toni Rohmen, der künstlerische Berater und der Kreative im Club.
Desweiteren Dieter Herold seinen Schriftführer für das Club-Magazin, Hilmar Kalaba - einen Deutsch-Experten, seine Freunde Ralf Wolf, Manfred Deichsel, Ulrich Schlegl, Klaus Rickenberg und Michael Tarkmann.
Der Versand der Bücher von jeweils einem zum anderen startete dann im Dezember 2014.
Jeder der Auserwählten durfte dann eine Woche lang genüsslich in Band 1 und 2 Lehning-Feeling schnüffeln und dazu seine Meinung kund tun.
Im Februar 2015 kamen dann die Bücher mit himmelhoch jauchzenden Kommentaren zurück, die zum Teil noch in unserer Rubrik „Meinungen & Leserbriefe“ nachzulesen sind.

 

Der Autor schickte natürlich die durchweg positiven Beurteilungen, zu denen auch gute Vermarktungs-Chancen und auch die Preisakzeptanz von 74,- Euro zählten, an den Heider-Verlag. Der war aber nach dem ernüchternden Gespräch mit Becker noch dermaßen bedient, dass er es nicht einmal für nötig befand, auf die nun vorliegende kleine Marktanalyse zu reagieren. Natürlich war der Autor nicht von gestern und wusste - keine Antwort ist auch eine Antwort - und schloss die Episode mit Heider kurzerhand als erledigt ab.

 

Unterdessen hatten aber die durchweg positiven Meinungsforschungs-Ergebnisse der neun „Schriftgelehrten“ den Autor dazu ermutigt, die Herausgabe seiner Buchreihe in Eigenregie in Angriff zu nehmen. Aber da er nicht gleichzeitig Bücher schreiben, drucken und verlegen konnte, motivierte er eine gute Freundin dazu, sich dieser Dinge anzunehmen und kurz entschlossen einen kleinen Verlag zu gründen, der die Aufgabe hatte, zweimal im Jahr seine Bücher herausbringen. Die Freundin war begeistert von dieser interessanten Herausforderung und rief von heute auf morgen unseren heutigen Verlag ins Leben.

 

Und auch die Elite des Hansrudi Wäscher Fanclub hatte sich entschieden - „diese Buchreihe müsse unbedingt erscheinen“ und man beschloss das Verlagsprojekt mit allen verfügbaren Mitteln zu unterstützen und zu fördern.
Vor lauter Begeisterung über die neue Lehning-Edition beschlossen die Hauptverantwortlichen eine kostenlose vierseitige Ankündigung in Ihr Club-Magazin mit aufzunehmen, welches zeitgleich mit der bevorstehenden Comic-Messe im Frühjahr erscheinen sollte. Höchste Eile war also geboten, wenn das alles noch rechtzeitig
klappen sollte; denn der Redaktionsschluss stand schon kurz bevor.
Der Autor wurde also gebeten, in Windeseile vier Seiten herbei zu zaubern, in welchem das Buchprojekt möglichst umfassend beschrieben wurde und anhand dessen man auch gleich das Buch beim Verlag bestellen konnte.
Ebenfalls wollte man die darin gebündelte Information aus Bildmaterial und Text auch als Buch-Neuankündigung auf die clubeigene Homepage setzen.

 

Unser Verlag hatte zu dieser Zeit, ebenso wie der Autor alle Hände voll zu tun. Nicht nur die vier Seiten mussten in null-komma-nichts aus dem Boden gestampft werden. Auch PPM, unser Pressevertrieb, brauchte ein Verlags-Expose, Pressetexte, Bildmaterial und vieles mehr.
Gleichzeitig musste ein Gewerbe angemeldet werden. Ein Geschäftskonto eröffnet, eine UST-ID-Nummer beim Finanzamt und die erforderlichen ISBN-Nummern für die ersten Bücher beantragt werden.
Und nicht zu vergessen die Rechte mussten eingeholt werden. Vorher natürlich haargenau nach Bildanteilen anteilmäßig ermittelt und anschließend ins Italienische übersetzt werden.

 

 

Auch mit becker-illustrators wurde der Vertrag angeleiert.
Der erwies sich aber in einigen Punkten als überaus schwierig, da Becker als einziger Lizenzgeber darauf bestand, dass auf jeder Seite, auf der sich eine Wäscher-Zeichnung befand, auch ein präzise formulierter Urhebernachweis stehen sollte.
Der Autor traute seinen Augen nicht.
Sein Kunstdruck-Bildband war doch schließlich kein gewöhnliches Fan-Magazin, in dem unter jeder Abbildung ein Nachweis zu stehen hatte.
Das gesamte Innere des Buches wäre ein einziger Urheber-Friedhof geworden und hätte unmöglich ausgesehen.
Jedenfalls kam der Vertrag dadurch ein wenig ins stocken, obwohl die wesentlichen Punkte, wie z.B. die Höhe der Lizenzgebühr, von Anfang an unstrittig waren und bereits feststanden.

Ganz nebenbei musste sich der neu gegründete Verlag auch um den Druck der Bücher im Ausland bemühen, um einen attraktiveren Verkaufspreis für die Endabnehmer ermöglichen zu können; denn nach Heiders Schlusskalkulation, der eine eigene Großdruckerei betreibt, hätte sich der Verkaufspreis nicht mehr auf € 74,- belaufen, sondern hätte etwa 95,- Euro betragen. Und das hätte sich im Endeffekt zu einer unkalkulierbaren Hemmschwelle im Buchhandel auswirken können, was weder wir noch der Autor wollten.

 

Aber noch mehr stand auf dem Programm. Natürlich braucht ein richtiger Verlag auch einen attraktiven Internet-Auftritt; also wurde auch daran mit Volldampf gearbeitet.

 

Bei dem ganzen Stress hatte es der Verlag übersehen, die für Becker so wichtigen Urhebernachweise auf die Vierseiter der Buchankündigungen zu platzieren, die normalerweise unter die Abbildungen auf jeder der Seiten gehörten.

Die fehlten sowohl bei der Aussendung des Salesfolders von PPM, die der Gossist an seine Händler verschickt hatte, als  auch in der Ankündigung des mittlerweile absegnungsreifen Clubmagazins des HRW-Fan-Clubs.
Und sie fehlten dem zur Folge auch auf deren Buchankündigungen auf der Homepage des Clubs, wo sie bereits seit Wochen standen und niemand deren Fehlen bemerkte.

 

Becker erhielt von einem Hamburger Comic-Händler einen solchen PPM-Folder umgehend zugeschickt und sprang förmlich aus dem Hemd!  Eine äußerst empörte E-Mail folgte, mit dem Hinweis, dass er seinen Mandanten über dieses Versäumnis sofort informieren müsse und wie wir überhaupt zu einer derartigen voreiligen Werbekampagne ausholen konnten, obwohl der Vertrag mit Wäscher doch noch gar nicht unterschrieben sei.

 

Im Prinzip hatte Hartmut Becker ja Recht. Es wäre der richtige Weg gewesen, zuerst die Tinte auf Wäschers Vertrag trocknen zu lassen und dann in die Werbung einzusteigen und nicht wie geschehen umgekehrt.
Aber wie zuvor beschrieben, stand dem Vertrag eigentlich nichts mehr im Wege und andererseits drängte das vierseitige Inserat, welches die HRW-Spitze unbedingt in ihrem Heft haben wollte. Und das gebot nun wirklich allergrößter Eile; denn das Clubmagazin kommt ja bekanntlich nur zweimal im Jahr heraus.
Jeweils zur Frühjahrs- und dann erst wieder zur Herbstmesse in Köln.

 

Wenn das Buch also schon im Sommer erscheinen sollte, wie es die Hauptverantwortlichen des HRW-Clubs sich alle wünschten, dann durfte die geplante Buchankündigung in  deren Mai-Ausgabe also keinesfalls fehlen.
Denn der zweite Termin wäre ja erst wieder im Herbst gewesen.
Das war der eigentliche Grund dafür, warum damals alles so furchtbar schnell gehen musste und manche Kleinigkeiten, mit denen unser Verlag noch nicht so vertraut war, schlichtweg vergessen wurden.
Dann kam der Tag, an dem der Chefredakteur des Club-Magazins sein Probeexemplar Herrn Becker zur Endabnahme vorlegen musste, wie es bei
jeder Ausgabe stets der Fall ist.
Becker bemerkte gleich die fehlenden Copyright-Vermerke und beanstandete dies natürlich, wie schon zuvor bei PPM.

 

Der langen Rede kurzer Schluss: Der Vierseiter flog kurzerhand aus dem Heft raus.
Und gleich mit ihm im Gefolge die groß angelegte Buchankündigung auf der Homepage des HRW-Fanclubs.
Auf die anschließende Frage, warum die Macher des Heftes, sich nicht einfach angeboten hätten, die erforderlichen Hinweise noch vor Druckbeginn selbst einzufügen, worin sie ja schließlich geübt waren, und dies ebenfalls auf deren Internet-Seiten hätten tuen können, erhielten wir keine Antwort.
Jedenfalls war damit die ganze Eile zuvor umsonst gewesen und die ganze Hektik für die Katz!  Das Heft erschien später ohne die versprochene Ankündigung und das ursprünglich gute Verhältnis zwischen uns und dem Clubvorstand kühlte aus gegebenem Anlass allmählich ab.

 

Zwischenzeitlich hatte unser Verlag aber auch schon eine sehr übersichtliche und attraktive Website auf die Beine gestellt, die sich sehen lassen konnte und auf der der erste Band der Buchreihe bereits für den Sommer angekündigt war. Auf diese Seiten hin bestellten nun bereits schon die ersten Leute ihre Bücher und es gab für den Verlag, mit oder ohne den HRW-Clubbeihefter, kein zurück mehr. Zu den Bestellern zählte natürlich auch der größte Teil der zuvor erwähnten neun „Schriftgelehrten“.

 

Damit die Internet-Seiten aber einigermaßen was hergaben, richteten wir neben der Haupt-Rubrik der Neuerscheinungen, auf der unsere Buchreihe vorgestellt wurde, auch ein paar andere Rubriken ein, die grundsätzlich aber erst später mit Leben gefüllt werden sollten, die aber vom Gesamtaufbau her von Anfang an mit berücksichtigt werden mussten. Natürlich konnten wir diese Rubriken nicht leer lassen, etwa mit dem Hinweis „Angebote folgen später!“ , also mussten wir irgend etwas dort reinstellen, was zu unserem Verlagsprogramm so einigermaßen passte und zudem noch gut aussah.

 

Man überlegte also fieberhaft, was man alles in den übrigen beiden Rubriken, unter „Sammler-Raritäten“ und unter „Unikate“ noch so alles abbilden könnte. Dabei ging es keinesfalls darum mit den Sachen, die zur Abbildung kommen sollten, Geld zu machen, sondern man wollte einfach nur die Seiten ein wenig aufpeppen, damit die Website auch vom Angebot etwas mehr hergab und nicht nur eine einzige Buchreihe vorzuweisen hatte.

 

Der Autor erinnerte sich spontan an zwei Akim-Zeichnungen von Pedrazza, die er ein klein wenig modifiziert hatte, für die es aber bislang noch keine Verwendung gab.
Und an eine Metallfigur von Sigurd, die zwar unsigniert war, ihm persönlich auch nie gefiel und die womöglich sogar selten sein konnte. Aber das wusste er nicht. Also entschloss man sich, nach dem Vorbild von Auktionshäusern das Ding lediglich zu taxieren, aber den effektiven Preis den Bietern zu überlassen.

 

Und der Autor hatte ja gerade erst, knapp ein halbes Jahr zuvor, zwei tolle Wandkalender entwickelt, mit remasterten Bildmotiven von Tarzan und Prinz Eisenherz. Da es sich um zwei bisher unveröffentlichte Muster-Exemplare handelte, bot man die großformatigen Unikate wegen dem Verfallsdatum von 2015 für läppische 200,- Euro an.

 

Im Verlagsbesitz befanden sich auch noch ein paar schöne Filmplakate von Eisenherz, dem eisernen Ritter von Falworth, und Ivenhoe, die sich ebenfalls ganz gut machten, zumal sie aus jener Zeitspanne waren, die auch die Buchreihe des Autors behandelt.

 

Und da gab es ja auch noch ein schönes Club-Video, welches der Autor zusammen mit seinen engsten Clubfreunden von seinem Micky Maus-Club gedreht hatte. Der Film bestand aus vier Breitbild-DVDs mit einer Laufzeit von zwei-ein-halb Stunden.
Darauf zu sehen: die riesige Comic-Sammlung des Clubs aus mehreren Ländern, Disney- Bücher, Filme, Blechspielzeug, Abzeichen, Briefpapier, Fahnen, Wimpel, Dosen, Schallplatten, Uhren, Figuren, Spiele, Papiertheater und alles was jemals über Disneys Märchenwelt vertrieben und veröffentlicht wurde.

 

Mit diesen und einigen anderen Artikeln, die zuvor noch nie ein Mensch gesehen hatte, machte sich die Verlags-Website zumindest optisch schon ganz gut. Dass damit eine Menge Ärger vorprogrammiert war, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen. Der Autor dachte, die Fans wären begeistert, so schöne Sachen zu sehen. Stattdessen begannen aber einige in den Foren schon darüber zu diskutieren, ob das denn wohl alles so rechtmäßig sei und überhaupt lizenziert wäre.

Unterdessen musste sich der Autor und der Verlag nun um ein wenig Werbung im Bezug auf den ersten Bildband kümmern, der ja schließlich im Sommer erscheinen sollte. Dummerweise war das Magazin, mit der die Hauptzielgruppe hätte erreicht werden können - die eingeschworenen Wäscher-Fans - als Werbemedium ausgefallen,
da die Leute dort sich ja nicht in der Lage sahen, eine kleine Copyrightzeile unter eine Buchankündigung zu setzen.

 

Also fiel dem Autor als Ersatz „Die Sprechblase“ ein. Ein Sammlermagazin, das in etwa von der gleichen Zielgruppe gelesen wird. Und noch von ein paar Leuten mehr. Da der Datensatz bereits noch von dem HRW-Magazin gegeben war, brauchte man die DVD also nur anstelle wie zuvor nach Oberreichenbach zu schicken, sondern jetzt einfach nur nach Wien.
Und da der der dortige Alleinmacher Förster dringend Anzeigenaufträge für sein Heft gebrauchen konnte, bot er als Preis für die vier Farbseiten in seiner Messeausgabe,  die eigentlich im Mai in Köln erscheinen sollte,  den Spottpreis von 1.000,- Euro an. Für den Verlag ein Trinkgeld und man schickte sowohl die Daten als auch ein Muster kurzerhand nach Wien. Förster bestätigte den Auftrag schriftlich. Da der Anzeigenverkäufer aber auch in gleicher Person der Chefredakteur der Zeitschrift ist, wollte er auch gerne was Redaktionelles über die Buchreihe bringen.
Aber da der Autor keine Zeit für „langen Verzäll“ am Telefon hatte, verwies er den Wiener auf die gerade fertiggestellte  Verlags-Website, auf der ja alles schwarz auf weiß geschrieben stand, was es an wesentlichen Informationen über die Buchreihe zu sagen gab. Außerdem reichte dem Verlag auch eigentlich die vierseitige Farbanzeige völlig aus; denn da stand ja bereits alles drin!
Aber der Wiener quengelte weiter, bis ihm der Autor sagte: „Passen Sie auf, im Moment reichen uns die vier Seiten; aber wenn Sie unbedingt was darüber schreiben möchten, dann können Sie das ja in Ihrem nächsten Heft machen, dann haben wir dann wenigstens die Anzeigenkosten gespart!“
Das leuchtete dem Mann ein und er machte dem Autor das Komplimet, dass dies sehr clever und wohl überlegt sei. Also begnügte sich der Wiener damit, schaute aber in seinem Wissensdurst trotzdem noch mal auf der Verlags-Website nach, um näheres zu erfahren. Dort stieß er dann auf die eben erwähnten Unikate und Sammler-Raritäten, die doch seines Wissens nach alle samt nicht lizenziert sein konnten. Auch die Silberfigur war doch unmöglich 500,- Euro Wert und die Rechte an Augusto Pedrazzas Akim hatte doch Dietmar Stricker und nicht der Kuhlewind-Verlag.

 

Misstrauisch geworden, rief der lästige Mann wieder den Autor an und fragte nach, ob denn überhaupt die Rechte von Hansrudi Wäscher vorliegen würden. Der Autor konnte ihm nur die Wahrheit sagen, nämlich dass der Vertrag noch nicht unterschrieben sei aber sich bei Hartmut Becker seit längerer Zeit in Arbeit befände.

 

Nun machte es bei dem Sonderling aus Wien erneut Klick und er wähnte sich einem Skandal auf der heißen Spur. Zudem erinnerte er sich, in seiner Korrespondenz einen älteren Brief zu haben, der vom Autor stammen könnte und in welchem dieser ihm von einem Club der Spielkarten-Freunde berichtet hätte.

 

Das war ja toll - und eine wahre Sensation - der Autor und der Gründer des Spielkarten-Clubs mussten ein und die selbe Person sein. Welch ein Glücksfall, wähnte sich der Wiener Reporter in seinem Glück  - er war einem Spielkarten-Fälscherring auf die Spur gekommen. Und das war weit mehr an Sensations-Journalismus, als er je in seinem Berufsleben zu hoffen gewagt hätte.
Er mailte sofort an den Autor, dass er ab sofort nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, und dass er den lukrativen Anzeigenauftrag stornieren würde.

 

Der Autor bemühte sich um Schadensbegrenzung und bot dem Sonderling kurzentschlossen den doppelten Anzeigenpreis an, um ihn friedlich zu stimmen. Aber dieser Versuch blieb zwecklos; denn der Reporter aus Wien witterte bereits Morgenluft in Sachen Aufdeckungs-Journalismus und verzichtete zu Gunsten seiner nun heftig Alarm schlagenden Spürnase für Skandale und Affären auf die 2000,- Euro des Kuhlewind-Verlags und wähnte sich bereits im Geiste als ein zweiter Woodward oder Bernstein mit einer Aufklärung-Story in der Hand, ähnlich der des damaligen Watergate-Skandals gleichkommend - und er als großer Enthüller.

 

Die waren ja auch damals unbestechlich gewesen.
Ebenso wie Eliott Ness in dem Film „Die Unbestechlichen“, einer seiner großen Vorbilder, zumal die Hauptrolle mit einem grandiosen Kevin Kostner besetzt war.

 

Also ließ ihn der Fall nicht mehr los und er griff selbst an einem heiligen Feiertag wie am Ostermontag ungeduldig zum Telefon, um dem Ordnungshüter über Wäschers Urheberrechte und dessen Agent, Hartmut Becker, über seine neuen Erkenntnisse Bericht zu erstatten.
Hartmut solle doch einmal einen kritischen Blick auf die Verlags-Homepage werfen, was da so alles an unlizenzierten Sachen angeboten würde, das würde ja auf keine Kuhhaut passen, und zudem müsse es sich um einen gemeinen Spielkarten-Fälscherring handeln, da er Beweise dafür hätte, dass der Autor auch einen Spielkarten-Club mit gezinkten Karten betreiben würde. Aber was das Schönste wäre, unter sämtlichen Bildern für die neue Buchreihe, würden zudem sämtliche Copyright-Verweise fehlen.  Da lausche der Agent auf! (Obwohl die vollzählig im Impressum standen, wo sie auch heute noch stehen); aber da hatte „Bernstein“ oder „Woodward“ nicht reingeschaut.

 

Solch ungeheueren Anschuldigungen musste Becker natürlich nachgehen, und da er ebensowenig wie die Wiener Spürnase irgendwelche Hintergründe kannte, vermutete auch er hinter den Abbildungen eine nicht zu überblickende Anzahl an Raubdrucken und nicht lizenzierten Artikeln, worauf es ihm persönlich dann doch mehr als fraglich erschien, ob sein Klient Hansrudi Wäscher, mit diesem Verlag überhaupt noch einen Vertrag abzuschließen gedachte, angesichts dieser ganzen Raubkopien.
Becker rief noch am gleichen Tag seinen Auftraggeber an und empfahl ihm dringend einmal einen prüfenden Blick auf die Website des Kuhlewind-Verlags zu werfen, und ihn kurzfristig zu informieren, ob er immer noch gedenken würde, den Vertrag noch nach wie vor mit diesem Verlag abzuschließen oder wohl besser nicht.

 

Wenn Sie wissen möchten, wie der Skandal im Detail weiterging, dann versäumen Sie keinesfalls den Rest der Story, der in wenigen Tagen hier veröffentlicht wird!

Der Beitrag heißt: Der Prozess und die Hetzkampagne!  
Denn wie hieß es doch gleich immer so schön bei Lehning: Fortsetzung folgt!